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Gangpferde Gangarten
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IS Tölt / Viertaktgang

Gangpferde haben eines gemeinsam, nämlich die speziellen Viertaktgangarten, die im deutschsprachigen Raum der Einfachheit halber mehrheitlich Tölt genannt werden.

Die Gangart Tölt kann mit der Sportart des Gehers verglichen werden:
  • ​​​​​​​Rennen, ohne den Bodenkontakt zu verlieren!​​​​​​​



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Tölt wird auch als Mitte aller Gangarten bezeichnet


​​​​​​​1.     Geschichte / Bedeutung
Der Tölt / Viertaktgang ist das besondere Merkmal und eine der Hauptgründe der grossatigen Verbreitung und Beliebtheit der Gangpferderassen. 
Der Tölt ist eine, für den Reiter, angenehm zu sitzende Lateralgangart im Viertakt, ohne Flug- oder Sprungphase, wobei immer nur ein oder zwei Beine oder je nach Rassenstandart, zwei oder drei Beine am Boden sind. Tölt kann, je nach Rasse, bei talentierten und gut ausgebildeten Pferden vom Schritt- bis zum Galopptempo geritten werden.

Tölt ist eine sehr anspruchsvolle Gangart die der Reiter, im Optimalfall mit möglichst wenig Aufwand, in der Balance halten soll.

Die Qualität, das heisst, die Taktreinheit, Leichtigkeit, Geschmeidigkeit, Brisanz und je nach Rasse auch das Tempo des Töltes, sind weitgehend Wertbestimmend für ein Gangpferd.

Frühere Bedeutung
Tausende von Jahren wurden Pferde mit Lateralveranlagung hochgeschätzt.
  • Reise- oder Gebrauchsgangart
  • Mittelalter Zelter, Totonarios, Tjeldos usw., für Sänfte der Damen, Tölter der Adligen, Reitpferde der Bischöfe und Offiziellen, Zelter der Falkner
  • Im Mittelalter verschwanden Tölter wegen Strassenbau, Zugpferde wurden gefragt

!!  Über 50% aller Pferde auf der Welt gehen Viertakt- oder Lateralgangarten  !!

Heutige Bedeutung
Mitte des letzten Jahrhunderts haben die Pioniere der neuzeitlichen, modernen „Freizeitreiterei und neuen Haltungsformen“, die im Mittelalter verlorengegangenen
lateralen Gangarten, wieder etabliert.
  • Therapiepferd, HPR, Hippotherapie
  • Familienpferd, Hobby für die ganze Familie, Familienmitglied
  • Freizeitpferd, Kumpel und Freund
  • Sportpferd, Ästhetische Gründe für Schönheit und Harmonie mit dem Pferd, Leistungskontrolle, Statussymbol, Ehrgeiz Trophäe​​​​​​​



2.     IS Definition

Tölt ist eine natürliche, schwunghafte, gelaufene Gangart im Sinne der Klassischen Reitkunst. Er soll locker, mit akzentuierten Bewegungen, bei weicher, minimaler Anlehnung und freier, natürlicher Aufrichtung, welche auf Selbsthaltung basiert, geritten werden können.
Beim Islandpferd wird ein ausbalancierte Tölt, im gleichmässigen isochronen Viertakt, in unterschiedlichen Tempi, mit Ein- und Zweibeinstützen angestrebt. Das Pferd soll sich im Tölt mit fliessendem, durch den Pferdekörper gehenden Bewegungsablauf, vorwärtsbewegen.
Der geschmeidige Tölt geht wie eine Welle über die Oberlinie des Pferdes. Von hinten gesehen ist die Viertaktgangart am sich wellenartig bewegenden Schweif deutlich sichtbar. Im Fehlerbereich tendiert der Takt zu den entsprechenden Gangarten.
  • Genick gewölbt
  • Rücken aktiv und tragend
  • Gesamte Oberlinie soll ohne Spannung sein
  • Standphase der Hinterhand ist länger als die der Vorhand
  • Hinterhand aktiv
  • Vorhand leicht und frei
  • Im Gleichgewicht mit starkem und aktivem Rücken
  • Losgelassenheit, in flüssiger Bewegung

Die Töltfähigkeit eines Pferdes ist in unterschiedlichem Masse durch das DMRT3-Gen mit der Gen-Variante AA / A angeboren, also genetisch fixiert.
  • AA / A für viel Lateralveranlagung (Tölter, Fünfgänger)
  • CC wenig Lateralgang (Dreigänger, Viergänger mit wenig Tölt)



2.2     Takt

Der Takt beschreibt die Regelmässigkeit und das Auffussen jedes einzelnen Hufes im Viertakt.

Tölt / Viertaktgang mit einer Ein- und Zweibeinstütze
  • Tölt DE / Rack GB / Amble plan FR / Snelstap NL / Strykstrapp NL / Strijkloop SA / Vorlengende Stap ID / usw.
  • 1  -  2  -  3  -  4  -  1  -  2  -  3  -  4

Passtölt DE / Ambio IT )
  • 1  -  2     3  -  4     1  -  2     3  -  4

Trabtölt DE
  • 1     2  -  3     4  -  1     2  -  3     4

Rolle DE / Valhopp IS
  • 1  -  2  -  3     4     1  -  2  -  3     4


Viertaktgang / Tölt mit einer Zwei- und Dreibeinstütze
Paso Largo CO / Paso Corto CO / Walk USA / Paso Llano PE / Amble plan FR /
1  -  2  -  3  -  4  -  1  - 2  -  3  - 4

FoxTrott
1  -  4  -  3  -  2  -  1  -  4  -  3  -  2



2.3     Fussfolge

Die Fussfolge beschreibt die Reihenfolge des Auffussens.
  • Gleiche Fussfolge wie Schritt aber nicht schreitend sondern gelaufen
  • Pferd verliert keinen Moment den Bodenkontakt
  • Keine Sprung- oder Flugphase
  • Jedes Bein geht einzeln vom Boden weg und wieder zurück

Fussfolge im Tölt
  • Hinten links                                HL
  • Vorne links                                 VL
  • Hinten rechts                              HR
  • Vorne rechts                               VR



2.4     Phasenfolge

Die verschiedenen Phasen mit Stützen, bis sich das Pferd um eine Pferdelänge vorwärtsbewegt.
  1.         Einbeinstütze                                        HL
  2.         Zweibeinstütze lateral                 HL + VL
  3.         Einbeinstütze                                       VL
  4.         Zweibeinstütze diagonal              VL + HR
  5.         Einbeinstütze                                       HR
  6.         Zweibeinstütze lateral                 HR + VR
  7.         Einbeinstütze                                        VR
  8.         Zweibeinstütze diagonal              VR + HL


2.5     Diagramm

Das Gangartendiagramm zeigt an, welche Beine wie lange am Boden oder in der Luft sind.
Die Dauer der Belastungsphase ist abhängig vom Tempo. Je mehr Tempo, je kürzer die Beine am Boden und je länger in der Luft.

Unterschied zwischen Schritt - Tölt
Schritt und Tölt haben dieselbe Fussfolge und denselben 4-Takt, aber nicht dieselben 8-Phasen. Der Unterschied liegt in der Phase nach der jeweiligen 2-Beinstütze.
So hat der Schritt eine 2-Beinstütze und eine 3-Beinstütze, es sind immer 2-oder 3-Beine am Boden.
  • Schritt hat die gleiche 2-Beinstütze wie der Tölt
  • 3-Beinstütze im Schritt wird im Tölt von der 1-Beinstütze ersetzt

So hat der Tölt eine 1-Beinstütze und eine 2-Beinstütze, es sind immer 1 oder 2 Beine am Boden.
  • Tölt hat die gleiche 2-Beinstütze wie der Schritt
  • 1-Beinstütze im Tölt wird im Schritt von der 3-Beinstütze ersetzt

Unterschied zwischen Tölt und Pass
Im schnellen Tempo Tölt neigen viele Pferde zum Passtölt und es ist in der Praxis schwierig zu sehen oder zu hören, ob das Pferd noch Tölt oder schon Pass geht.
  • Tölt hat keine Flugphase
  • Pass hat eine Flugphase

Unterschied zwischen langsamem und schnellem Tölt
Je langsamer der Tölt, je länger sind die Beine am Boden und je kürzer in der Luft.
Je schneller der Tölt, je kürzer sind die Beine am Boden und länger in der Luft.
  • Langsamer Tölt hat lange 2-Beinstütze und kurze 1-Beinstütze, Beine länger am Boden
  • Schneller Tölt hat kurze 2-Beinstütze und lange 1-Beinstütze, Beine länger in der Luft


2.6     Haltung

Die Haltung ist von der Gangqualität, dem Gebäude des Pferdes und dem Tempo der Gangart abhängig.

Relative Aufrichtung
  • Natürliche Haltung
  • Selbsthaltung
  • Versammlung geht nur in relativer Aufrichtung

Absolute Aufrichtung
  • Haltungsfehler
  • Absolute Aufrichtung ist Verspannung
  • Unterhals und Rücken weg
  • Schon seit Jahrzehnten verpönt

Ein gutes Freizeit - Töltpferd lässt sich in freier Selbsthaltung locker und taktklar tölten, ein wahrer Genuss für den durchschnittlichen Freizeitreiter.
Ein gutes Sport - Töltpferd wird meist erst bei korrekter Ausbildung, in Anlehnung an die klassische Reiterei, in Haltung am Zügel tölten.
Es bedingt auch das Talent zu Aktion und Raumgriff um mit Ausdruck tölten zu können und benötigt einen, in Anlehnung an das klassische Reiten ausgebildeter Reiter.

Das Pferd trägt sich
Die Vorhand wird leicht, in freier Selbsthaltung.
  • Hals wölbt sich in gleichmässigem Bogen
  • Kein Unterhals
  • Höchster Punkt ist das Genick (Atlaswirbel, nicht 3. oder 4. Wirbel)
  • Stirnlinie vor der Senkrechten (ca 45°)
  • Nachgeben im Genick
  • Maul geschlossen, leichter Schaum, kein Knirschen
  • Ohren in gleicher Höhe
  • Freie Schultern
  • Runde grosse raumgreifende Vorwärtsbewegungen
  • Widerrist etwas höher als höchster Punkt der Kruppe
Pferd setzt sich
Die Hinterhand nimmt Last auf und kommt zur Tragkraft.
  • Schwingender Rücken
  • Senkung der Kruppe
  • Leichtes Auf- und Abfussen
  • Aus eigenem Antrieb vorwärts gehend
  • Von der Seite gesehen sitzt der Reiter in der Mitte des Pferdekörpers
  • Obere Linie des Pferdes verläuft in leicht geschwungenem Bogen
  • Hinterhufe spuren enger
  • Wellenbewegung im Schweif
  • Reiter + Pferd bilden eine ausbalancierte, gelöste und harmonisch Einheit
Man soll auch dem Pferd die Freude am Töltlaufen ansehen


2.7     Tempi

Je nach Ausbildung und Verwendungszweck werde verschiedene Geschwindigkeiten im Tölt geritten.


2.7.1  Verkürztes Arbeitstempo
Das verkürzte Tempo Tölt wird nur ansatzweise für die Durchlässigkeit geritten und kommt in keiner FIPO Prüfung vor.
  • Vorbereitung zum Antölten, aufmerksam machen
  • Rittigkeit verbessern
  • Faule Pferde etwas reaktionsfähiger machen (Pfeilbogen spannen)
  • Verkürzen, höhere erhabenere und ausdrucksvollere Bewegungen erreichen
  • Tieferwerden der Hinterhand
  • Auf Spannung vorbereiten, Spannung erzeugen
  • Versammlung vorbereiten, Kadenz erweitern
  • T1, T3 Training
  • Sehr kurze Einbeinstütze


2.7.2  Arbeitstempo
Das Arbeitstempo oder langsamer Tölt beschreibt das Tempo in dem eine 10 m Volte geritten werden kann, ca. 200m/Min. In harmonischer Aufrichtung und gleichmässigen Tritten hinten wie vorne soll das Pferd über den Rücken laufen.
  • Grundlage der Ausbildung
  • Training des natürlichen, selbstverständlichen Bewegungsablaufes
  • Festigt Takt und Haltung, bildet Muskulatur aus
  • Fördert das Gleichgewicht und Losgelassenheit
  • Über lange Strecken trainieren


2.7.3  Mitteltempo
Das Mitteltempo zeichnet sich durch ein höheres Tempo bei gleichbleibendem Takt und Haltung und raumgreifenden Bewegungen aus.
  • Vergrössert und erweitert den Rahmen, vergrössert die Tritte
  • Fördert den Gehwillen, die Geschmeidigkeit und die Durchlässigkeit
  • Verdeutlicht das Arbeitstempo
  • Pferd wird geöffnet bei Energielosigkeit, Passtölt o.ä.
  • Zurücknehmen bringt Rittigkeit und wirkt versammelnd
  • Bringt Lastaufnahme der Hinterhand
  • Mittellange Einbeinstütze
  • T1 und T3 Training


2.7.4 Starkes Tempo - Renntempo
Im Renntempo oder Starkem Tempo Tölt erweitert sich der Rahmen, die Tritte werden grösser und das Pferd bewegt sich in hoher Geschwindigkeit mit sicherem Takt.
  • Nur bei wenigen Pferde vorhanden
  • Weitere Bewegung, mehr Streckung, optimaler Raumgriff in grossem Tempo
  • Wird nur auf kurzen Strecken geritten, gibt sonst flache Bewegung
  • Steht im Gegensatz zur Ausbildung, zu schnelles Reiten fördert Takt- und Haltungsfehler
  • Nur auf ebenem, festen Boden, nur mit Schutzmaterialien (Ballentritte)
  • Lange Einbeinstütze, kurze Zweibeinstütze
  • T1, T3, V1, V2 Training, max. 1200m an Prüfungen
  • Training aus allen Prüfungen kombinieren


2.7.5  IS Versammeltes Tempo
Wird nur ansatzweise geritten und kommt in keiner IPO Prüfung vor.
Im versammelten Tempo Tölt wird die Hinterhand aktiviert, das Pferd trägt sich und wird leicht in der Hand. Es besteht die Gefahr der zwei- und dreibeinstütze in der Phasenfolge, dies wird im Sport mit der Note 0 bewertet!
  • Gibt gutes Gefühl, lässt sitzen
  • Wiederrist hebt sich an, Hankenbiegung
  • Erhabenere Tritte in Richtung Versammlung
  • Braucht guten geübten Reiter, kann sonst auch zu Taktfehler führen (laterale) und zu Schwunglosigkeit führen​​​​​​​



3.     Hilfen

Die grosse Herausforderung für den Töltreiter ist die zur Verfügung stehende Gangveranlagung und Leistungsbereitschaft des Pferdes. Das gefühlvolle und geschickte Reiten entscheidet über das Gelingen des taktklaren aufwandlosen Töltes.

Das Reiten und Erhalten der Gangart Tölt erfordert bei guten Töltpferden einen ausbalancierten sicheren Sitz mit viel Gespür und Gefühl für die Bewegung und das Tempo.
Für die Ausbildung, das Training oder gar Korrekturen im Fehlerbereich hingegen ist die sorgfältige Arbeit eines gangerfahrenen, feinfühligen, geschickten Reiters!

Der Tölt spielt auch für das Wohlbefinden des Reiters eine nicht zu unterschätzende Rolle. Niemals aber darf der Tölt auf Kosten des Pferdes geritten werden! Es gibt keine generellen „Tölthilfen". Je nach Veranlagung und Rittigkeit muss entsprechend eingewirkt werden.

Naturtölter
  • Aus dem Schritt einfach im Tölt anreiten, tölten lassen
  • Guter Balancesitz, ruhige Hand
  • Nicht stören, nicht aus dem Gleichgewicht bringen
  • Wechselweise Lockerheit im Unterkörper / Beine aber auch Stabilität
  • Wechselweise Stabilität im Oberkörper / Gesäss / Lende aber auch Lockerheit
  • Reiter muss Gleichgewicht finden
  • Pferd muss Balance finden
  • Braucht guten Naturtölter

Tölter
  • Halbe Paraden, aufmerksam machen
  • Sich zurücksetzen (z.B. Hand auf Widerrist abstützen, Gesäss aus dem Sattel, Knie und Beine weg und zurücknehmen)
  • Gesäss in den Sattel, Oberkörper aufrichten, Beine lang und eher nach hinten
  • Relativ Aufrichten, 4 Gänger eher mehr, 5 Gänger eher weniger
  • Pferd etwas verkürzen, Hinterhand etwas mehr belasten
  • ​​​​​​​Treibende Hilfen, nachgebende Hand
  • Annehmen, nachgeben und treiben wechseln sich ab
  • Haltung suchen, Tempo suchen, Strecke suchen
  • Balance im Tölt suchen


4.     Fehler

Um die physische und psychische Gesundheit des Pferdes zu erhalten und auch Fehler in Takt und Haltung zu vermeiden ist eine solide Grundausbildung in Anlehnung an die „Skala der Ausbildung“ von Pferd und Reiter unerlässlich. Fehlt diese auf einer der Ausbildungsebenen, kann es zu Störungen in der Biomechanik von Pferd und Reiter kommen.


4.1     Haltungsfehler

Haltungsfehler basieren meist auf Anlehnungsfehler und führt vielfach zu Taktfehlern. Diese Fehler haben vielfältige Ursachen und werden durch verschiedene Faktoren begünstigt.
  • Gebäude, Ausbildung
  • Mangelnde reiterliche Ausbildung und demzufolge falsche Einwirkung
  • Falsches Training, falsche Ausrüstung (Sattel/Zäumung)
  • Angst oder Stress, Überforderung, Schmerzen


4.1.1  Zu hoch
Das Pferd geht in absoluter Aufrichtung:
  • Durchgebrochene Traber, meist über dem Zügel
  • Zu hohe Kopfhaltung „Sternengucker“, meist Maulprobleme, schief, Maul offen, Zunge
  • Hirschhals, herausgedrückter Unterhals oder hängende Schulter
  • Rücken verspannt = Passig
  • Rücken nach unten durchgedrückt oder durchhängender hohler Rücken = Trabig
  • Hohe Hinterhand, überbaut
Korrektur / Lösung für Trabtölt
  • Lösen, Dehnung suchen nach vorwärts abwärts
  • Gymnastizieren (im Trab)
  • Durchlässigkeit optimieren
  • Ruhige Tempi
  • Häufige Tempounterschiede
  • Leicht bergab tölten (mit leichter Hand), Bauchmuskulatur spannt sich an, Schultern kommen hoch
  • Versammelnde Übungen reiten (formen), verkürzen im Schritt, positiv spannen, Schenkelweichen, Rückwärtsrichten
  • Ausrüstung und Beschlag überdenken
Korrektur / Lösung für Passtölt
  • Lösen, Dehnung suchen
  • Gymnastizieren im Trab
  • Durchlässigkeit optimieren
  • Reiter setzt treibende Hilfen vorsichtig ein bei leichter Hand, evt Entlastungssitz
  • Bauchmuskulatur spannt sich an
  • Übergänge Schritt - Tölt oder Galopp - Tölt
  • Rücken wird geschmeidig, Schultern kommen hoch
  • Seitlich verschieben im Tölt, flexen in der Bewegung
  • Schenkelweichen, ansatzweise Schulterherein
  • Übergänge reiten
  • Öffnen mit kurzen Strecken schnell galoppieren und in Tölt zurücknehmen
  • Galopprolle nützen
  • Ausrüstung und Beschlag überdenken


4.1.2  Zu tief
Bei zu tiefer Haltung mit gestrecktem Hals sind die Pferde auf der Vorhand und demzufolge meist auf der Hand.
  • Angespannter, weggestreckter Hals, gebäudebedingt schwierig zum korrigieren
  • Hängende Schulter (bergab), verspannter Rücken (passig)
  • Weggestreckte, schiebende Hinterhand (trägt nicht)
  • Sensible sind heikel, Ruhige verkriechen sich
Korrektur / Lösung
  • Durchlässigkeit verbessern
  • Relativ Aufrichten
  • Reiter setzt treibende Hilfen korrekt ein
  • Schnelle, leichte Reiterhand (Zügelhilfen)
  • Bauchmuskulatur spannt sich an, Rücken und Schulter kommen hoch
  • Lösende Übungen (Stellen, Biegen,…)
  • Übergänge reiten (zB. kurze Strecken galoppieren und in den Tölt zurücknehmen)
  • Verkürzen im Schritt, positive Spannung erzeugen
  • Lektionen, Schenkelweichen, Rückwärtsrichten
  • Ausrüstung kontrollieren


4.1.3 Steiff im Genick
Das Pferd geht gegen die Reiterhand, stützt sich auf dem Gebiss ab und kann im Genick nicht nachgeben.
  • ​​​​​​​Steifes Pferd, fest im Genick, schief, Genick / Schulter / Zungenbein blockiert, loses Gaumensegel (Roaren / Kehlkopfpfeifen), stark ausgeprägte Ohrspeicheldrüse
  • Gebäudefehler, zu hohes oder zu tiefes Hinterhauptbein, zu enge Ganaschen, stark überbaut
  • Zu schwerer unausbalancierter Reiter, unsensible starre Reiterhand
Korrektur / Lösung
  • Lösungsphase optimieren, gymnastizieren
  • Reiter und reiterliches Können optimieren
  • Evtl. medizinische Abklärung


4.1.4  Zu lang
  • Pferd fällt auseinander, Nase zu weit vorne
  • Wird trabig oder passig, Vorhand stärker belastet
  • Keine Tragkraft, höchstens Schubkraft
Korrektur / Lösung
  • Durchlässigkeit verbessern
  • Auf Hinterhand bringen


4.1.5 Wenig Aufrichtung
  • Gebäudebedingt
  • Zuwenig Spannung, zuwenig Druck
Korrektur / Lösung
  • Bessere Ausbildung von Pferd und Reiter
  • Ruhigere Hand, mehr zum Treiben kommen
  • Hinterhand aktivieren, setzen


4.1.6  Eingerollt
Pferd kommt hinter den Zügel und entzieht sich dadurch den Hilfen.
  • Gebäudebedingte Halsformen, schwache Hinterhand
  • Keine Anlehnung, bleibt auch bei hingegebenem Zügel eingerollt, falscher Knick begünstigt einrollen
  • Fehlende treibende Hilfen oder zu starke Zügeleinwirkung (rückwärts-abwärts) à la Hyperflexion
  • Durch Zwang / Hilfszügel in Haltung geritten
Korrektur / Lösung
  • Lösungsphase optimieren, Dehnungshaltung und Anlehnung suchen lassen
  • Weichere Reiterhand, treibende Hilfen optimieren


4.2 Taktfehler

Taktfehler sind Unregelmässigkeiten im Bewegungsablauf und Taktverschiebungen zu anderen Gangarten. Sie basieren meist auf einer fehlerhaften Ausbildung. Balance und Losgelassenheit in der Bewegung sind gestört und es kommt zu Taktfehler.

Taktfehler muss der geübte Gangpferdereiter in der Ursache erkennen und Lösungen zur Korrektur anwenden können! Dazu muss die Rittigkeit des Pferdes verbessert werden, damit das Pferd die korrigierenden Übungen und Hilfen leichter annimmt.
  • Losgelassenheit erreichen, Durchlässigkeit verbessern
  • Gymnastizierende Übungen anwenden, geeignetes Gelände einbeziehen, unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten nützen
  • Tempounterschiede fördern
  • Energie und positive Spannung erzeugen
  • Schubkraft abrufen, Tragkraft abrufen


4.2.1 Schritttölt
Schritttölt oder Walk ist eine Zwei- und Dreibeinstütze anstelle von Ein- und Zweibeinstütze und beim Islandpferd nicht erwünscht. Tendenz bei Töltern oder Fünfgängern mit viel Lateralveranlagung die auf die Hinterhand gesetzt werden oder stark trabveranlagten Viergängern die über längere Zeit zu viel im verkürzter Schritt geritten oder gesetzt werden.

Ursache
  • Tendenz durch Gebäude, Reitweise
  • Weiche Lenden mit starkem Untertreten (Overstride mit Kopfnicken) oder tiefe Sprunggelenke (lange Unterschenkel)
  • Zu langsam (Dreibeinstütze - Schritttölt), Hufe bleiben zu lange auf dem Boden
  • Ehrgeiziger, harter Reiter, überfordertes Pferd
  • Zu langsames Tempo, zu wenig Schwung
  • Fehlende Energie und zu wenig Aufrichtung oder zu viel Spannung und Aufrichtung
Korrektur / Lösung
  • Durchlässigkeit verbessern nach Skala der Ausbildung
  • Energie einbringen, Tempounterschiede 
  • Schnelleres Tempo reiten, vorwärts denken lassen
  • Hinterhand aktivieren, in relative Aufrichtung bringen


    4.2.2 Trabtölt
    Die diagonale Zweibeinstütze ist länger am Boden als die laterale Zweibeinstütze. Das Pferd neigt zum Trab und ist trabig. Hat ein Pferd zu wenig Töltveranlagung soll man es aus tierschützerischen und ethischen Gründen mit Eintölten bleiben lassen.

    Ursache
    Meist bei unsachgemäss eingetölteten Dreieinhalb- oder Viergängern, energielosen Viergängern oder Fünfgängern die mit extrem viel Spannung geritten werden.

    Ursache Zuchtbedingt
    • Vererbung
    • Wenig Töltveranlagung

    Ursache Gebäudebedingt
    • Instabiles Genick, Hirschhals
    • Schwache Hinterhand, flache Kruppe
    • Senkrücken, schwacher Rücken, durchgedrückter Rücken

    Ursache Rittigkeit
    • Schlechte Ausbildung vom Reiter
    • Reiterliche Einwirkung über die Hand mit zu wenig treibenden Hilfen, über dem Zügel, Rücken weggedrückt
    • Austraben lassen von ungeübtem oder unkonzentrierten Reitern
    • Schlechte Ausbildung vom Pferd, schlechte Durchlässigkeit
    • Zu stark auf der Vorhand (Durchlässigkeit), lässt sich nicht verkürzen
    • Fällt auseinander, Hinterhand tritt nicht unter oder ist nicht tragfähig
    • Wird immer schneller, kommt auf Vorhand, rennt seinem Gleichgewicht hinterher
    • Hat zwischen langsamen und schnellen Tölt ein sogenanntes „Trabloch“ durch Müdigkeit, fehlende Kondition
    • Ggf. unpassende Ausrüstung, ggf. ungeeigneter Boden
    Korrektur / Lösung
    • Bessere Grundausbildung nach Skala der Ausbildung
    • Durchlässigkeit, Gymnastizieren
    • Richtige Haltung, Tempo und Spannung suchen
    • Stärkeres Einwirken von Sitz, Schenkel, mehr treibende Einwirkung
    • Aufmerksamkeit steigern, von der Hand wegreiten
    • Gang verkürzen, nur kurze Strecken tölten, nur so weite Strecken wie der Takt hält
    • Mit Stellung, Schenkelweichen antölten
    • Versammelnde Übungen (Hinterhand zum Tragen bringen)
    • Im verkürzten Tempo zum Pass verschieben, Übergänge Schritt – Tölt – Schritt
    • Meist nur langsam oder schnell, Trabloch vermeiden
    • Geduld beim Durchparieren, sich Zeit lassen, stufenweise zum Schritt, nicht austraben lassen, ggf. zwei Gerten
    • Ggf. Tölt neu erlernen
    Korrektur / Lösung Reitstrecke
    • Eher gerade und eben
    • Eher harter oder leicht federnder Untergrund
    • Mit Tempo bergab
    Korrektur / Lösung Ausrüstung
    • Ggf. Zäumung wechseln, ggf. Hilfszügel für Beizäumung (nur unter Aufsicht)
    • Ggf. Lage des Sattels überprüfen, evtl. Sattelwechsel
    • Ggf. Beschlag hinten schwer und vorne leicht, eher kurz und steil mit Zehenrichtung, ggf. Schutzmaterialien hinten 


    4.2.3  Passtölt
    Beim Passtölt über längere Zeit sind die Korrekturen nicht unbegrenzt möglich oder wiederholbar.
    • Gebunden (Laterale ist länger am Boden als die diagonale)
    • Gespannt (Laterale Zweibeinstütze etwas länger als Diagonale)
    • Passig (Laterale Beinstütze fusst beinahe gleichzeitig auf und ab)
    • Lende und/oder Rücken zu

    Aber auch Viergänger könne in der Eintöltphase durch Verspannung zu passig werden.
    • Überspannung beim Eintölten
    • Zuviel über die Hand
    • Zuwenig treibende Hilfen

    Ursache
    Zuchtbedingte Lateralveranlagung oder Gebäude bedingt, mit zuwenig oder zuviel Energie.
    • Tief angesetzter kurzer Hals oder langer beweglicher Hals und Genick
    • Empfindlicher Rücken und Lende, steife Hinterhand, fester gerader Rücken, Überbaut
    • Verspannungen in Schulter-, Rücken-, Lendenbereich

    Ursache bei wenig Temperament
    Passive Reitweise fördert bei Töltpferden mit ruhigem Temperament den Passtölt.
    • Zu viel Reiten am langen Zügel oder zu viel allein Reiten
    • Falsche oder passive reiterliche Einwirkung, ungeschickter, schlechter Reiter (lascher Reiter)
    • Unaufmerksam, reaktionsschwach, energielos, ruhig, faul, träge, motivationslos
    • Fünfgänger mit wenig Energie, unkooperativ mit viel Lateralveranlagung
    • Zu stark auf der Vorhand, zu lang in der Haltung, auf der Hand
    • Fester Rücken, steif und unbeweglich, Hinterhand tritt nicht, Müdigkeit, falsches Training
    • Ggf. falsche Ausrüstung / Beschlag
    Korrektur / Lösung bei wenig Temperament
    Die richtige Spannung, Haltung und Tempo für den taktklaren Tölt suchen.

    Energie freisetzen
    • Vorwärtsreiten, energisch Reiten, Energie freisetzen
    • Gehwille fördern und Motivieren, Vertrauen fördern, Respekt verschaffen, Reaktion verbessern
    • Etwas hektisches Reiten mit viel Geländeübungen
    • Begleitpferde mit gleichem Tempo suchen, Gruppe nutzen
    • Gute Stimmung aufbauen, Pferd „stolz“ auf Leistung machen
    • Abwechslung einbringen, Spass-Übungen verlangen
    • Bodenarbeit, Fahren vom Boden, Handpferdearbeit motiviert
    • Kurze Lösungsphase, einfache Lektionen reiten, Vorwärts in Biegen
    • Flexen (kurze starke Stellung in der Bewegung)
    • Schiften (kurz seitlich verschieben in der Bewegung)
    • Durchlässigkeit verbessern, treiben aber nicht verspannen, in Spannung bringen aber nicht verspannen
    • Aufrichten, Vorsicht sonst drückt Rücken durch
    • Tempounterschiede, Trab hoch reiten
    • Trab und Galopparbeit löst und bricht die Laterale, Öffnen, Galopp kurz und schnell, stoppen und schnell wenden
    • Aufmachen, vorwärts, egal wenn es rollt usw., kurzes energisches Vorwärtstreten lassen und zurücknehmen
    • Auch mal «über den Punkt hinausreiten» (passig, Rolle usw.)
    • Bergab tölten, Hinterhand zum Treten kommen lassen, verkürzen und die Hinterhand aktivieren
    • Spannung aufbauen (kurz machen und wieder nachgeben) Pfeilbogen, kurz versammelnde Übungen
    • Ggf. Rennpass reiten, ggf. kurz wechseln lassen (nur für sehr erfahrene Gangpferdereiter)
    Korrektur Reitstrecke
    • Tiefer, unebener Boden
    • Leicht bergab oder bergauf
    • Ggf. steil bergab auf hartem Boden
    Korrektur Ausrüstung
    • Schutzmaterialien vorne
    • Beschlag vorne schwer und lang, hinten leicht und kurz
    • Ggf. schärfere Zäumung, ggf. Sattel nach hinten

    Ursachen bei viel Temperament
    Meist bei sensiblen Töltern mit ungeschickten Reitern mit wenig ausbalanciertem Sitz und dadurch unruhiger Hand. Es kann sogar zum Wechseln (tribulieren) kommen.
    • Ungeschickter Reiter erzeugt Angst, Stress, Hektik, störende reiterliche Einwirkung = Fluchtverhalten des Pferdes
    • Schlechte Ausbildung, braucht viel Gymnastizierung
    • Viel Nerv und Sensibilität mit viel Lateralveranlagung, fehlende Gelassenheit, Überempfindlichkeit, Ängstlich, Nervös, Verkrampft, Verspannt
    • Fehlende Rittigkeit, über die Hand geritten, zu hoch in der Haltung, lässt sich nicht treiben, Rücken fest
    • Verspannungen der Muskulatur, Veränderungen in der Wirbelsäule, Schmerz (Rücken, Lende)
    • Falsche Ausrüstung, ungeeigneter Boden (zu hart)
    Korrektur / Lösung temperamentvolle Pferde
    Mit geschicktem Reiten die Balance, Gleichgewicht und die Losgelassenheit suchen und Tempo und Haltung anpassen, Losgelassenheit erreichen.
    • Vertrauen fördern (schlechtes Reiten verhindern), gefühlvolles korrektes Reiten
    • Lange Lösungsphase, lösen am langen Zügel (vor allem wenn Trab kommt), Lösende Übungen (Schenkelweichen kann Stress machen)
    • Durchlässigkeit verbessern, vorsichtig mit versammelnden Übungen (erst wenn Durchlässigkeit da ist)
    • FL Laufen lassen, Longen- oder Doppellongenarbeit im Trab, Handpferdearbeit
    • Ruhig abgaloppieren (Vorsicht!), kupiertes Gelände, weicher Boden
    • Rücken lösen ohne Hand und Druck
    • Vorsicht bei heiklen Pferden
    • Flexen (deutlich in Bewegung seitlich verschieben)
    • Ggf. gesundheitliche Probleme abklären
    Korrektur / Lösung Reitstrecke
    • In Takt hineinlaufen lassen, lange Strecken
    • Weicher elastischer Boden, leicht kupiertes Gelände
    Korrektur / Lösung Ausrüstung
    • Schonende Zäumung
    • Ggf. Schutzmaterialien, ggf. Beschlag vorne schwer, hinten leicht


    4.2.4  Rolle
    Die Neigung zum Galopp wird als Rolle bezeichnet. Um eine Rolle zu diagnostizieren braucht es einen erfahrenen Gangpferdereiter, da das Pferd aus unterschiedlichen Gründen vorne oder hinten, rechts oder links zum Rollen kommen kann.

    Ursache
    Meist bei Viergängern mit zu wenig Spannung, vor allem in der Biegung, tiefem Boden oder fehlender Kraft. Bei Töltern kann auch bergauf die Rolle entstehen.
    • Neigt zum Galopp rechts oder links
    • Greift mit einem Bein vermehrt vor, rechts oder links, hinten oder vorne
    • Verkürzt oder verlängert den Tritt, rechts oder links, hinten oder vorne
    • Hebt ein Bein höher oder weniger hoch, rechts oder links, hinten oder vorne
    Korrektur / Lösung
    • Ursache abstellen, Übungen suchen die Rolle verhindern
    • Spüren wo es rollt und richtige Haltung, Tempo, Spannung suchen, spüren warum es rollt und Ursache abstellen
    • Durchlässigkeit, Gymnastizieren, Ausbildung
    • Stellung / Biegung zur schlechteren / besseren Seite, Hinterhand aktivieren
    • Positiv spannen, vermehrt Treiben mit Gewicht, Schenkel, Gerte, Gang verkürzen
    • Schutzmaterialen und Hufbeschlag kontrollieren, ggf. Lahmheitsuntersuch (Spat, Arthrose usw.)

    Ursache Gebäude oder Charakter
    • Schwacher Rücken, schwache Hinterhand
    • Schiefe, schwach bemuskelt, kraftlos
    • Wenig Töltveranlagung, wenig oder zuviel Spannung​​​​​​​



    5.     Hilfsmittel

    Um Ausbildungsmängel bei Pferd und Reiter zu überbrücken werden vielfach Hilfsmittel angewendet. Auf Dauer wirken sich diese meist negativ auf die Biomechanik des Pferdes aus und hindern den lockeren Tölt mehr als das er ihn unterstützt.


    5.1    Hilfszügel
    Hilfszügel sollten nur für den geübten erfahrenen Reiter kurzfristig oder unter sorgfältiger Kontrolle angewendet. Hilfszügel dürfen die Pferde nicht in Haltung zwingen!
    • Equilonge / Dreieckszügel (Gefahr von Energielosigkeit)
    • Schaufzügel (Gefahr von Einrollen, hinter dem Zügel)
    • Feldmannzügel (Gefahr von hinter dem Zügel)
    • Ausbinder (Gefahr von steifer Haltung, fest im Genick, kommt auf die Hand)
    • Halsverlängerer (Gefahr von auf dem Zügel)


    5.2     Schutzmaterialien
    • Schutzmaterialien haben die Aufgabe, bei unvorsichtigem oder risikoreichem Reiten Verletzungen zu vermeiden.
    • Um im schnellen Tölt oder Rennpass Verletzungen an Gliedmassen und Hufen zu verhindern, werden Schutzmaterialien angewendet.
    • Hufglocken in verschiedenen Materialien und Gewichten
    • Ballenboots in verschiedenen Materialien und Gewichten
    • Fesselringe in verschiedenen Materialien und Gewichten
    • FIPO bis 250 gr.
    • FIZO bis 120 gr. Schwarz


    5.3          Beschlag
    (Siehe auch: LM EB – Beschlag) 



    6.    Töltausbildung / Training

    (Siehe auch: LM EB – Trainingslehre)

    Die zur Verfügung stehende Töltveranlagung des Pferdes ist bei jeder Gangpferderasse eine spannende reiterliche Herausforderung. Je nach Rassenstandard und Verwendungszweck ist die Gangverteilung, das Gebäude und auch die Reitweise entscheidend für das Gelingen der gewünschten Gangvarianten.

    Um die physische und psychische Gesundheit mitsamt der Töltqualität des Pferdes zu erhalten und auch Fehler in Takt und Haltung zu vermeiden ist eine solide weiterführende Grundausbildung von Pferd und Reiter unerlässlich (mind. RA I). Wenige angehende Töltreiter verfügen, ohne klassische Grundausbildung, über sehr viel Balance und Gefühl für das Töltreiten. Sie können bei entsprechender Auswahl des Töltpferdes das Gleichgewicht für die Viertaktgangart im Freizeitbereich erfolgreich erhalten. Fehlt hingegen eine dieser Ausbildungsebenen, kann es zu Störungen in der Biomechanik des Pferdes kommen.

    Um sich jedoch in der Töltreiterei weiterzuentwickeln und die Pferde im Tölt zu fördern, Durchlässigkeit, Tempo und Haltung zu optimieren und ggf. auch Korrekturen anzubringen, braucht es etwas Mut zum Vorwärtsreiten und eine umfassende, gefestigte reiterliche Sicherheit in Anlehnung an die „Skala der Ausbildung“ der klassischen Reiterei.

    Talentsuche
    Entsprechend der Abstammung ist das zukünftige Gangpotenzial schon zu einem gewissen Punkt bestimmt.
    Um bei einem Jungpferd Viertakt- oder Lateralveranlagung zu erkennen, beobachtet man es auf der Weide, in der Herde oder es wird auf dem Reitplatz «Freilaufen» gelassen. Je nach Rasse und Verwendungszweck sind unterschiedliche Gangvarianten mit rassetypischen Bewegungen und Tempi erwünscht.
    Zeigt das Pferd ohne Zutun des Menschen Lateral- oder Diagonalverschiebungen oder sogar isochronen Viertaktgang über grössere Strecken, steht dem zukünftigen Gangreitvergnügen fast nichts mehr im Weg.

    Grundausbildung
    Nun ist die Erfahrung des Bereiters massgebend und was er aus dem talentierten Jungpferd letztendlich mit viel Sorgfalt fördert. Der Viertaktgang sollte im Laufe der Ausbildung mit wenig unterstützenden Hilfen zu reiten sein. Bei jeder Rasse und jedem Verwendungszweck sollte das Pferd seriös aufgebaut werden.

    Bei weniger veranlagten Pferden, z.B. zu trabigen / diagonalen oder zu passigen / lateralen Pferden mit wenig Töltveranlagung, ist eine seriöse Grundausbildung im Vorfeld unerlässlich. Erst wenn es die Hilfen kennt, kann es mit gymnastizierenden Übungen auf das spezielle Tölttraining vorbereitet werden. Ist das Pferd nicht wirklich talentiert, sollte man bedenken, dass langwieriges und aufwändiges Arbeiten bei genetisch wenig fixiertem Viertakt-Gen nicht unbedingt tierfreundlich ist!

    Viele Einreit- und Trainingsmethoden sind im Ursprungsland üblich, bei uns in Europa hingegen aus ethischen oder tierschützerischen Gründen nicht akzeptabel!
    Das Training sollte individuell und auf das Leistungsvermögen und die Leistungsbereitschaft des Pferdes angepasst werden. Das heisst, das Pferd bestimmt seinen Verwendungszweck anhand seiner vererbten Möglichkeiten!!

    ! Viertaktgang macht nur Spass, wenn es «Pferd und Reiter» Spass macht !


    6.1 Reiter
    Für die Ausbildung, das Training oder gar Korrekturen im Fehlerbereich ist die sorgfältige Arbeit eines langjährigen gangerfahrenen, feinfühligen, geschickten Reiters unerlässlich!

    Freizeitreiter
    • Mind. RB I Stufe, gute Gangarten Erfahrung mit viel Talent
    • Gespür für Takt und Tempo, innovativ für passende Übungen

    Sportreiter
    • Mind. RB II Stufe, gefestigte solide Grundausbildung
    • Erfahrung im Gangreiten, viel Gefühl für Takt und Mut für Tempo


    6.2 Pferd
    Die Töltausbildung richtet sich nach der natürlichen Gangveranlagung des Pferdes und ist extrem individuell. Auch ist sie ein wichtiger Teil der gesamten Ausbildung.
    Die korrekten und für das Pferd verständlichen Hilfen müssen situationsgerecht, gefühlvoll aber auch konsequent eingesetzt werden. Am Anfang der Eintöltphase soll das Pferd relativ schnell lernen können, um was es dabei geht. Also langwieriges erfolgloses „probieren“ vermeiden.
    • Tölter mit genug Tölt von Anfang an tölten lassen und im Gleichgewicht unterstützen
    • Sobald Pferd Hilfen annimmt, möglichst früh mit Tölt beginnen
    • Bei viel Tölt 2-3 Wochen nach dem ersten Reiten vorsichtig eintölten
    • Bei wenig Tölt, lange Grundausbildungsvorbereitung
    • Wenn lateral, dann geschickt zum Takt kommen
    • Nicht zu lange Strecken wegen Kraft
    • Immer gut vorwärtsdenken
    • Optimale Situationen suchen, Stimmung suchen, Tempo anpassen, Strecke suchen, Dauer anpassen
    • Ovalbahn oder viel Gelände vorwärtsreiten
    • Strecken verlängern ohne Taktfehler
    • Gelände Töltstrecken, faule Pferde in Gruppe, temperamentvolle Pferde allein, kupiertes Gelände nützen
    • Ovahlbahn, faule Pferde kurz und schnell, temperamentvolle Pferde lange und langsam, Arbeit spannend halten (für Pferd und Reiter)
    • Viereck Durchlässigkeit nach „Skala der Ausbildung“


    6.2.1  Dreigänger
    Traber lassen sich nicht oder nur mit harten und konsequenten Hilfen etwas eintölten, also traben lassen!! Es gibt heute genügend gute Töltpferde, sich also nicht mit talentlosen Pferden abmühen und sie quälen.
    • Bleiben meist auch bei gutem Reiter murxig
    • Anderen Verwendungszweck suchen
    • Gefahr von verwirrung und Widersetzlichkeit wegen Überforderung


    6.2.2  Viergänger
    Viergänger sollen zu Beginn eine gute solide Grundausbildung bekommen. Die Durchlässigkeit muss soweit bestehen, dass das Pferd die treibenden und verwahrenden Hilfen schon gut und willig annimmt.
    • Nicht zulange in Schritt, Trab, Galopp Reiten, Muskulatur bildet sich sonst zu gut für Trab
    • Hinterhand muss aktiv werden und untertreten lernen, spürt man im Rücken, wenn bereit
    • Rückenmuskulatur muss Spannung aufbauen und auch ertragen lernen
    • Hinterhand der Diagonalen muss lernen zuerst aufzufussen um Diagonale zu brechen
    • Eher gerader, harter Boden
    • Kurze Strecken Arbeitstempo, dazwischen Schritt-Halt
    • Übergänge Tölt Halt, lange Strecken Arbeitstempo, 15-30 Minuten
    • Kurze Strecken schneller, ansatzweise verkürzen

    Hilfen
    • Schritt verkürzen, in Spannung leicht Aufrichten
    • Vorsichtig nur so viel von hinten Treiben, wie vorne verwahrend gehalten werden kann
    • Immer wieder mit Trabstrecken lösen
    • Immer wieder mit Stellung nach rechts und links lösen
    • Immer wieder Flexen im Stand und Kurzflexen in der Bewegung

    Schritt – Trab Übergänge
    • Über Fussfolge vom Schritt mit weichen Hilfen zum Tölt übergleiten
    • Wieder mit weichen Hilfen zurück in Schritt ohne Fussfolge zu ändern
    • Halbe Paraden helfen Spannung zu erhalten
    • Stellung kann helfen Hilfen besser anzunehmen
    • Beim durchparieren zum Schritt, Spannung beibehalten
    • Nicht austraben lassen
    • Hinterhand muss vor der diagonalen Vorhand auffussen

    Aus schnellem Tempo Trab
    • Bergab, eher harten Boden
    • Energisches Spannen und Aufrichten aber nicht verspannen
    • Verkürzter Zügel, höhere Hand, gegen Zügel treiben
    • Nur für routinierte Gangreiter
    • Nur über kurze Zeit
    • Ggf. schärferes Gebiss

    An Kurzzügel / Langzügel / Fahren vom Boden / Doppellonge
    • Verkürzen, leicht Aufrichten und Spannen
    • Mit Druck und Gerte verstärken

    Mit Zäumung helfen
    • Besseres Durchkommen mit schärferem Gebiss

    Mit Schutzmaterialien helfen
    • Hinter schwer 

    Mit Beschlag helfen
    • Vorne leicht und hinten schwerer, hilft der Vorhand leichter aufzufussen
    • Vorne steil und hinten flach, hilft der Vorhand schneller aufzufussen

    Gefahr von Über dem Zügel
    • Sternengucker, über die Hand
    • Zu wenig treiben, ohne Hinterhand
    • Kissing Spines

    Zu diagonal
    • Zuwenig Durchlässigkeit
    • Zuwenig treibende Hilfen

    Zu lateral
    • Verspannter Rücken und Zugemacht
    • Schlecht vorbereitet
    • Zuviel über die Hand



    6.2.3  Naturtölter
    Naturtölter sollen von Anfang an im angebotenen Tölt geritten und nicht zuerst eingetrabt werden! Den Takt mit geschicktem Reiten ausbalancieren und erhalten!
    • In richtiger, meist mittlerer Haltung
    • In richtiger, natürlicher Spannung, nicht zu lange lassen, nicht zu stark spannen
    • Im richtigen, meist gutem Arbeitstempo
    • Auf richtigem Boden / Gelände, nicht zu steil, nicht zu hart, eher längere Strecken

    Hilfen
    • Mit wenigen aber weichen im Gleichgewicht halten
    • Treibende und verwahrende Hilfen im Einklang einsetzen

    Gefahr von
    • Passives Reiten zu lateral oder zum Trab
    • Zu viel Hilfen verspannt


    6.2.4  Fünfgänger / Rennpasser
    Beim Fünfgänger ist die Gangverteilung massgebend für die Töltausbildung.
    • Individuelle Ausbildung und Training, viel Töltarbeit wenn genug Tölt da ist
    • Trabunsicherheit beseitigen, Trab zum Vorwärtsreiten brauchen
    • Passige sofort zum taktklaren Tölt bringen
    • Bergauf oder bergab
    • Biegungen
    • Längere Strecken mittleres Tempo
    • Tempo Unterschiede, Öffnen
    • Gelände Unebenheiten
    • Lockere Haltung
    • Ansatzweise Tempounterschiede
    • Zügel überstreichen
    • Nach Rennpass meist lockerer

    Hilfen
    • Entsprechend Gangverteilung
    • Gelände und Bodenbeschaffenheit nützen
    • Bei viel Tölt, wie bei einem Naturtölter.
    • Bei viel Trab eher wie bei einem Viergänger mit viel Tölt.
    • Bei passigen wie bei Korrektur Passtölt!

    Gefahr von
    • Taktfehler


    6.2.5  Passgänger
    Ein reiner Passgänger muss vor dem Eintölten zuerst die treibenden und verwahrenden Hilfen kennen und ggf. eingetrabt oder im Trab gefestigt werden.
    • Ggf. Eintraben
    • Evt. anderen Verwendungszweck suchen

    Hilfen
    • Wie Korrektur Passtölt

    Mit Schutzmaterialien helfen
    • Vorne schwer

    Mit Beschlag helfen
    • Vorne schwer + hinten leicht
    • Evt. mit Gewicht auf Weide

    Gefahr von
    • Eintölten hält nicht
    • Braucht zu guten Reiter



    7. FIPO Leitgedanken
    (Siehe: FIPO E CH 2021)


    Quellennachweis:
    • Hestar-Service Theorieunterlagen / Eve Barmettler
    • Islandpferde Reitlehre / Andrea-Katharina Rostock + Walter Feldmann
    • Intensivkurs Gangpferdereiten / Walter Feldmann
    • 10 Wege zum besseren Tölt / Walter Feldmann
    • Islandpferdetraining / Magnus Skulason
    • Reynirs Islandpferde Reitschule / Reynir Adalsteinsson
    • Gaedingar Die andere Reitlehre / Anke Schwörer + Thomas Haag
    • Reiten auf Islandpferden / Anke Schwörer + Thomas Haag