Geschichte
In den 70er Jahren war in Europa die heutige Gangpferdepalette noch nicht bekannt. Viele Grosspferdereiter konnten sich sofort für die Gangart Tölt begeistern, fanden aber keinen Zugang zu den struppigen nordländischen Islandpferden oder den ungewöhnlich exotisch wirkenden feingliedrigen südamerikanischen Paso Peruanos.
So entstand in den frühen 80er Jahren die Idee einiger visionären Islandpferdeleuten eine Kreuzung von Peruaner und Isländern zu kreieren wo Größe, Eleganz und das Brio vom Südländer mit der Robustheit, Kraft und Ausdauer des Nordländers vereint. Also ein Töltpferd das mehr nach Pferd aussieht als der Isländer und mehr Gänge und ein stabileres Gebäude hat als der Paso Peruano.
Benannt nach dem Islandpferde Gestüt Aegidienberg von Walter Feldmann sen. im deutschen Rheinland, entstand der Aegidienberger aus der Kreuzung Isländer und Peruaner.
Die Aegidienberger wurden 1994 von der FN und dem deutschen Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft als eigene Rasse anerkannt und das Zuchtprogramm 2011 überarbeitet. Mit der Führung des Ursprungszuchtbuchs ist das Rheinische Pferdestammbuch e.V. beauftragt.
Zucht
Zuchtmethodik
Gezüchtet wurde nach dem klassischen, in der Landwirtschaft bekannten und bewährten 5/8 - 3/8 Schema.
Es wurde ein reiner Paso-Peruano Hengst mit einer reinen Isländer-Stute gepaart:
Isländer x Paso Peruano = F1
Das Ergebnis ist die erste AEG F1 Generation
Diese F1 Generation wurde danach in einer Anpaarung mit einem reinen Islandpferd rückgekreuzt:
Isländer x F1 = R1
Das Ergebnis ist die AEG R1 Generation
Dann wurden diese AEG R1 mit der F1 Generation angepaart:
R1 x F1 = AE Aegidienberger
Der erfahrene Pferdekäufer weiß, dass häufig gerade die F1 Pferde ganz hervorragende, stabile und rittige Pferde sind. Heute können Aegidienberger mit Paso Peruanos, Isländer und auch andere den Rassemerkmalen entsprechende Tölter untereinander gekreuzt werden. Es gibt europaweit ca. 3000 Pferde dieser Rasse.
Rassenstandart
Das Zuchtziel vom Aegidienberger ist ein freundliches mittelgrosses Gangpferd mit stabilem Fundament und viel absolut taktklaren Tölt und sicheren Grundgängen. Im Aussehen und der Gangmechanik vermehrt deutlich im etwas grösseren Isländer Typ stehend, er kann aber auch in Richtung des Paso Peruano tendieren.
Er ist sehr widerstandsfähig, Sommer und Winter problemlos in der Haltung, hat die Robustheit und Gangeigenschaften vom Isländer und die Leichtrittigkeit und Eleganz vom Peruaner.
Grösse: Stockmass ca. 1,40 m - 1,55 m
Farbe: Alle Farben und Abzeichen
Kopf: Kräftiger aber ausdrucksvoller eher edler Kopf
Hals: Gut aufgesetzt mit guter Selbsthaltung, guter Widerrist
Schulter: Kräftig, häufig etwas steil
Rückenlinie: Tragfähige, gut geschwungene Rückenlinie
Kruppe: Leicht abfallend, typisch Lateralveranlagungswinkelung
Gliedmassen: Trocken, stabil
Hufe Gute Qualität und korrekte Form
Langhaar: Üppige Mähne, Schweif, wenig Kötenbehang
Reiteigenschaften / Gangarten
Gewünscht wird ein leichtrittiger, leistungsbereiter Viergänger mit schönem Ausdruck und akzentuierten runden Bewegungen und vor allem ein genetisch fest verankerter absolut taktklarer Tölt und sichere Grundgänge. Er sollte einen umgänglichen, gelassenen Charakter haben und dabei aufmerksam, fleissig und ausdauern Vorwärtsgehen.
Schritt
- Akzentuierter, dabei wenig raumgreifender Schritt ist akzeptiert
Trab
- Hohe weite Bewegungen mit viel Tempovarianz
Tölt
- Natütlich, ausgeprägt taktsicher, richtig viel Tempovarianz, absolut ohne Taktverschiebung zum Trab / Pass
Galopp
- Bergaufgalopp, Dreitakt, leichter Vierschlag akzeptiert, mit Tempovarianz
Rennpass
- Kein Zuchtziel, aber manchmal vorhanden, Fünfgänger akzeptiert